* 28. Juni 1925
† 5. Oktober 2009
von Brigitte Schäfer-Schwartze
Essay
Klebe folgte nie einer modischen Strömung oder Attitüde; sein vielfältiges kompositorisches Œuvre ist völlig eigenständig. Bereits während der NS-Herrschaft, zu Beginn der 1940er-Jahre, beschäftigte er sich intensiv mit den universellen Möglichkeiten dodekaphoner Techniken: »Während des Krieges hatte ich Gelegenheit, die Partitur des Bläserquintetts von Arnold Schönberg zu studieren und mich zum erstenmal mit der Technik der Reihenkomposition auseinanderzusetzen. Während meine Kompositionen nach dem Kriege bis zur Zwitschermaschine [1949/50] nur unverbindliche Ansätze in der Anwendung der Komposition mit zwölf Tönen hatten, erkannte ich bei der Arbeit an meinem Streichquartett op. 9 [1950], daß für mich die serielle Kompositionstechnik die von mir gesuchte Möglichkeit bietet, eine optimale Verbindung von Einfall, Ausdruck und Verbindlichkeit der Komposition herzustellen. Seither sind alle meine Kompositionen diesem Kompositionsprinzip verpflichtet« (Klebe 1953, Werkkommentar zur Sinfonie op. 12, 1951).
Zugleich begann Klebe mit der Integration mathematischer Prinzipien in musikalische Strukturen. Diese tritt als konstruktiver Aspekt eines primär musikalischen Einfalls in Erscheinung, der im Verlauf des schöpferischen Prozesses an Bedeutung verliert. So basiert die [1.] Sinfonie für 42 Streicher op. 12 (1951) zunächst auf der Übertragung der Zahlenproportionen des »goldenen Schnitts« in musikalische Ordnungen. Deren konstruktive Kräfte werden zunehmend ...